Schlachthofstraße 63 M, das ist der Ort, an welchem die Essensausgabe Clara, die es seit 1998 gibt, nun zu finden ist. Es handelt sich hier um ein Magazingebäude im Besitz der Caritas, welches dank finanzieller Unterstützung durch das Land umgebaut werden konnte und nun seit Sommer des vergangenen Jahres seine neue Aufgabe erfüllt.
„Dieser wichtige Dienst für die Grundversorgung wäre ohne die Gemeinschaft, die uns hier unterstützt, nicht möglich“, unterstrich Caritas-Direktorin Beatrix Mairhofer bei der Eröffnungsfeier. „Neben der guten Zusammenarbeit mit den Behörden und den sozialen Diensten unterstützen uns die Spenderinnen und Spender, aber auch die Steuerzahler, welche die 8 Promille der katholischen Kirche zuweisen. Ein Teil davon fließt in die Finanzierung dieser Essensausgabe ein. Tragende Säule aber sind die über 200 Freiwilligen, hauptsächlich von den Pfarreien, die jeden Abend einen Teil ihrer Zeit aufwenden, um den Besuchern nicht nur eine warme Mahlzeit zukommen zu lassen, sondern sie Freundlichkeit und Wärme, in den Austausch mit ihnen gehen und manchmal auch Wege oder Türen öffnen“, dankt Mairhofer allen Mithelferinnen und Mithelfern.
Auch Bischof Ivo Muser betonte die Bedeutung des „Sich-umeinander-Kümmerns“; das Brotteilen sei das wichtigste Symbol dafür, es zeige, wie einfach und wie wertvoll diese schlichte Geste ist. „Sie zeugt von Menschlichkeit und bringt die Menschen selbst in schwierigsten Momenten einander näher. Nicht zufällig ist die Feier des Brotbrechens von Anfang an ein entscheidendes christliches Identitätsmerkmal. Eucharistie und Caritas gehören für Christen untrennbar zusammen“, so der Bischof.
Schwierige Momente hat die Essensausgabe Clara selbst in den vergangenen Jahren durchlebt. Während der Pandemie durften die Besucher zum Essen nicht eingelassen werden, also wurden die Mahlzeiten als Lunchpakete verteilt. Auch musste sie mehrfach übersiedeln, zuletzt wegen der Großbaustelle in der Innenstadt, wo sie längere Zeit in der Perathonerstraße angesiedelt war.
Dabei suchten und suchen immer mehr Menschen in Not die Essensausgabe der Caritas auf: 1.572 waren es allein voriges Jahr mit 75.000 ausgegebenen Mahlzeiten – so viele wie noch nie. 207 bis 300 Personen haben da allabendlich die Essensausgabestelle der Caritas in Bozen aufgesucht.
„Diese hohe Nachfrage war eine große Herausforderung für uns und hat schließlich dazu geführt, dass wir uns gemeinsam mit den anderen Vereinigungen, die sich hier ebenfalls engagieren, an einen Tisch gesetzt und nach Lösungen auf Stadtebene gesucht haben, zumal der Bedarf groß ist“, sagt Senio Visentin, der Leiter der Essensausgabe Clara. Dieser Runde Tisch war von der Gemeinde Bozen einberufen worden und hat zu einer besseren Verteilung geführt. „Unser Angebot hat sich bis dahin vor allem an Flüchtlinge und Nicht-EU-Bürger gerichtet; diese werden nun von anderen Organisationen versorgt. Wir nehmen seit Februar überwiegend Frauen und Familien mit Kindern – unabhängig von ihrer Herkunft - auf. Das erleichtert es uns auch, mit ihnen über das notwendige Essen hinaus auch in Kontakt und Beziehung zu treten.“
3 Monate ist diese Neuregelung nun schon in Kraft. Alle 86 Sitzplätze in der Essensausgabe sind wieder täglich belegt und es wird teilweise auch ein 2. Turnus angeboten. Pro Abend werden derzeit 108 Mahlzeiten ausgegeben; 225 Frauen und Familien haben seitdem die Essensausgabe aufgesucht, 80 davon sind Kinder. Die Zahl der Frauen und Männer ist in etwa gleichauf.
Nach den offiziellen Grußworten der öffentlichen Institutionen hat Bischof Ivo Muser die Räumlichkeiten der Essensausgabe gesegnet und anschließend gemeinsam mit den Besuchern des Dienstes und den anderen Gästen das Abendessen eingenommen.