Ein Jahr lang haben die Restaurierungs- und Erweiterungsarbeiten an dem Gebäude, auch als Spatzenturm bekannt, gedauert. Nun ist daraus der neue Caritas-Sitz in Meran entstanden, der nach den beiden Schwestern Marta und Maria vom Lukas-Evangelium (10, 38-42) benannt wurde, die in ihrem Haus Jesus als Gast empfangen haben. „Marta und Maria, die beiden biblischen Schwestern, gehören zusammen. Das Hören und das Tun, das Verweilen und der Einsatz, das Beten und das Arbeiten sind keine Gegensätze. Nur gemeinsam können sie Ausdruck der christlichen Caritas sein, jener Liebe, die Gott im Menschen sucht und dient. Gott im Menschen und der Mensch in Gott – dieses Programm wünsche ich dem neuen Caritas-Sitz in Meran“, sagte Bischof Ivo Muser bei der Eröffnungsfeier.
Diesen Auftrag versucht die Caritas in Meran schon seit Jahren zu erfüllen: Indem sie Menschen, die sich verschuldet haben, begleitet, ebenso wie Migranten und Flüchtlinge sowie Menschen ohne Obdach. Außerdem engagiert sie sich aktiv in der Freiwilligenarbeit, in der Zusammenarbeit mit den Pfarreien und im Netzwerk mit anderen sozialen Organisationen und der öffentlichen Verwaltung. Im Haus Marta&Maria sind die verschiedenen Caritas-Dienste nun erstmals unter einem Dach vereint; vorher waren sie auf verschiedene Büros der Stadt verteilt. Damit gibt es in Meran nun eine zentrale Anlaufstelle für Hilfsbedürftige und Helfende zugleich, aber auch für die Bevölkerung; das erleichtert den Austausch und die Zusammenarbeit. „Haus Marta und Maria will nicht reines Bürogebäude sein, sondern ein Treffpunkt für Menschen mit ihren verschiedenen Bedürfnissen und Ressourcen“, sagt Caritas-Direktor Paolo Valente. „Das Bemühen der Caritas geht dahin, die Gemeinschaft in den Dienst an der Person zu stellen.“
In dem Gebäude an der Ecke Galileo-Galilei/Verdistraße sind folgende Caritas-Dienste untergebracht: Caritas&Gemeinschaft, welche sich um die Freiwilligenarbeit und die Pfarrcaritas kümmert, die Hauspflege, die im Vorjahr rund 44.000 Stunden Personen mit Beeinträchtigungen und psychischen Problemen begleitet hat, die Hospizbewegung, die Schuldnerberatung und die MigrantInnenberatung Moca, welche 1.200 Personen bei der Integration in die Arbeitswelt, in die hiesige Gesellschaft und bei bürokratischen Angelegenheiten unterstützt. Im neuen Caritas-Sitz sind außerdem in den obersten zwei Stockwerken 10 kleine Wohneinheiten untergebracht, die für das Projekt Domus in Meran zur Verfügung stehen. Dieses ist an den Dienst Archè angebunden, welcher sich Obdachlosen und Menschen mit Wohnproblemen annimmt.
„Die Hilfe und Unterstützung von Menschen, die am Rand unserer Gesellschaft leben, ist jetzt, nach zwei Monaten ,Zwangsquarantäne’, notwendiger denn je; denn es sind sowohl die Nachfrage nach psychischer als auch nach materieller Unterstützung gestiegen. „Ich möchte der Caritas den Dank der Verwaltung, der Bürger aber auch meinen persönlichen dafür aussprechen, dass sie sich täglich der Schwächsten unserer Gesellschaft annimmt und ihnen konkrete Hilfe zukommen lässt“, betonte Merans Bürgermeister Paul Rösch.
Bei den Arbeiten, die in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt und unter Planung von Architektin Angelika Margesin ausgeführt wurden, achtete man besonders darauf, den historischen Teil des Gebäudes, insbesondere den Turm, mit dem neuen, modernen Teil artgerecht zu verbinden. Schlichtheit und Funktionalität standen dabei im Vordergrund ohne den künftigen Zweck, nämlich die Aufnahme und die Bereitschaft zum Zuhören für all jene, die sich an die verschiedenen Dienste der Caritas wenden, aus den Augen zu verlieren. Die Kosten für die Renovierung und Erweiterung wurden von der Autonomen Provinz Südtirol mitgetragen.
Ein besonderer Dank geht an den Orden der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz (Kreuzschwestern), die im angrenzenden Kloster wohnen und mit denen auch weiterhin zusammengearbeitet wird; ihnen hat die Caritas das Gebäude abgekauft. Gedankt wird aber auch allen Firmen und Arbeitern, die an der Fertigstellung des neuen Caritas-Sitzes in Meran mitgewirkt haben.