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40 Jahre im Dienst an Menschen

Die Psychosoziale Beratung der Caritas ist aus dem sozialen Netz im Vinschgau nicht mehr wegzudenken. Seit 4 Jahrzehnten finden dort jedes Jahr gut 300 Betroffene und deren Angehörige professionelle Beratung und Begleitung bei Abhängigkeiten von Alkohol und Medikamenten, aber auch bei Spielsucht, Depressionen, Ängsten und anderen psychischen Erkrankungen. Ihr 40-jähriges Bestehen hat die Psychosoziale Beratung, welche die Caritas in Konvention mit der Autonomen Provinz Bozen und dem Südtiroler Sanitätsbetrieb führt, mit einem Jubiläumsabend im Kulturhaus von Schlanders gefeiert. Martin Fronthaler, der Leiter des Therapiezentrums Bad Bachgart, hielt dabei einen Vortrag zum Thema „Lösungsmittel Alkohol“.

„Wir wollen Menschen mit Abhängigkeiten und psychischen Problemen auffangen, ihnen neue Blickwinkel und auch Sicherheit geben, damit sie sich mit ihren persönlichen Herausforderungen und Belastungen auseinandersetzen und nötige Veränderungen in Angriff nehmen können. Das ist seit 40 Jahren unsere wichtigste Aufgabe, auch wenn wir uns ständig an ändernde Bedürfnisse und Gegebenheiten anpassen müssen“, betonte Christiane Folie, die Leiterin der Psychosozialen Beratung beim Jubiläumsabend.

 

Beratungs- und Betreuungsangebot laufend angepasst
„Ganz am Anfang waren die Menschen noch sehr skeptisch. Um die Betroffenen zu erreichen, sind wir daher vor allem zu ihnen nach Hause oder auch ins Krankenhaus gegangen und haben die Beratungen dort abgehalten“, erinnert sich Christian Folie, Mitbegründer und langjähriger Leiter des Dienstes an die Anfänge. Damals war es die engagierte Sozialarbeiterin Anne Wigand aus Deutschland, die sich angesichts der Alkoholproblematiken im Tal um ein Beratungsangebot bemüht hat. Aufgebaut hat den Dienst dann die Caritas mit Unterstützung der Autonomen Provinz Bozen. Nach und nach wurde die aufsuchende Sozialarbeit durch konkrete Beratungen am Sitz des Dienstes in den Räumlichkeiten der Pfarrei Schlanders ersetzt, wobei auch Beratungen in Außenstellen in Naturns und in Mals angeboten wurden und werden.

Heute bietet das Beraterteam bestehend aus Psychologinnen und Psychologen – teils auch mit psychotherapeutischer Ausbildung – Unterstützung bei gefährlichem Konsum von Alkohol und anderen legalen Substanzen, bei Spiel- und Onlinesucht, bei risikobehaftetem Handygebrauch und anderen Verhaltenssüchten an. Auch bei Lebenskrisen, Burnout, Depressionen, Ängsten und anderen psychischen Belastungen stehen die Beraterinnen und Berater den Betroffenen zur Seite und helfen, neue Sichtweisen und Lösungsstrategien zu entwickeln, damit diese sie wieder ein zufriedenes, stabiles Leben führen können. Nachsorgeangeboten wie Gruppentherapien und Selbsthilfegruppen kommt dabei eine besondere Rolle zu.

 

Unterstützung für Angehörige
Gut 300 Frauen und Männer wenden sich jedes Jahr an die Psychosoziale Beratung. Allein im vergangenen Jahr hat das Team rund 1.300 Beratungs- und Therapiegespräche geführt. „Oft melden sich zuerst die Angehörigen, manchmal auch die Arbeitgeber, weil sie sich Sorgen machen. Ihnen bieten wir Gespräche und Informationen an, damit sie in dieser schwierigen Situation selbst gesund bleiben und für sich lernen, damit umzugehen“, so Christiane Folie. Oft komme im Anschluss auch ein Kontakt mit den Betroffenen selbst zustande.

 

Individuell zugeschnittene Unterstützung durch Helferkreise
Besonderen Wert legt der Caritas-Dienst auf die Netzwerkarbeit mit anderen Diensten in der Sozial- und Gesundheitslandschaft im Vinschgau. „Durch diese Zusammenarbeit können wir für die Betroffenen außerhalb der eigentlichen Beratung richtige Helferkreise aufbauen, die sie in verschiedenen Bereichen auffangen“, erklärte Christiane Folie. Dazu gehörten der psychiatrische Dienst, das Krankenhaus und die Hausärzte ebenso wie das Arbeitsamt, Sozialassistentinnen und Sozialassistenten, der Arbeitsrehabilitationsdienst, aber auch andere Caritas-Dienste wie die Schuldnerberatung. „Nicht erst seit dem Ausbruch der Pandemie ist es für gar einige schwer, mit den sich schnell verändernden Umständen zurecht zu kommen. Ängste, Überforderung und andere Krisen nehmen zu und damit auch die Verhaltensweisen, die scheinbar Erleichterung verschaffen, aber schnell in die Abhängigkeit führen können. Umso wichtiger ist es, dass die Betroffenen die Hilfe finden, die sie in ihrer individuellen Situation brauchen“, bedankte sich Caritas-Bereichsleiter Guido Osthoff beim Beratungsteam wie auch bei den zahlreichen Netzwerkpartnern im Vinschgau.

Auch Dieter Pinggera, Bürgermeister von Schlanders und Präsident der Bezirksgemeinschaft Vinschgau bedankte sich herzlich für den Einsatz: „Die Psychosoziale Beratung der Caritas ist ein verlässlicher Kooperationspartner. Dank der engagierten Beraterinnen und Berater haben viele Menschen Hilfe in schwierigen Situationen erfahren. Der Dienst ist ein unverzichtbarer Bestandteil und eine wichtige Stütze im sozialen Netz im Vinschgau“.

 

Alkoholprobleme stehen bis heute im Vordergrund
Im Mittelpunkt der Tätigkeit der Psychosozialen Beratung im Vinschgau steht bis heute die Beratung und Begleitung von Menschen mit Alkoholproblemen. „Abhängigkeitserkrankungen, besonders Alkoholsucht, kann man nur stoppen, nicht heilen“, betonte Christiane Folie. Bei risikoreichen Verhaltensweisen rechtzeitig gegenzusteuern, könne viel Leid für die Betroffenen aber auch für deren Familien verhindern. Deshalb engagiert sich das Beratungsteam gemeinsam mit Schulen und Vereinen seit vielen Jahren in der Suchtprävention. Aus diesem Grund wurde auch Martin Fronthaler, der Leiter des Therapiezentrums Bad Bachgard als Referent zum Thema „Lösungsmittel Alkohol“ zum Jubiläumsabend eingeladen. „Alkohol hat in unserer Gesellschaft viele Funktionen und wird gerne auch als altes Hausmittel gegen allerhand Beschwerden und Probleme eingesetzt. Ihm wird eine mannigfache Wirkung nachgesagt, die vom Nothelfer bis zum Belohnungsmittel und darüber hinaus reicht. Bisweilen führt der vermeintliche Lösungsversuch jedoch zum Problem“, erläuterte dabei Fronthaler.

 

Beratung und Information
Wer die Angebote der Psychosozialen Beratungsstelle im Vinschgau in Anspruch nehmen oder nähere Informationen einholen möchte, ist eingeladen sich direkt an den Beratungsdienst zu wenden. Beratungsgespräche werden im Hauptsitz der Psychosozialen Beratung in der Hauptstraße 131 in Schlanders und in den Räumlichkeiten der Sozialsprengel Mals und Naturns nach vorheriger Terminvereinbarung unter Tel. 0473 621 237, oder psb@caritas.bz.it angeboten. Die Beratung ist diskret und kostenlos.

Martin Fronthaler (v.l.), Christiane Folie, Guido Osthoff, Christian Folie, Dieter Pinggera

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