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Anlässlich der Fotoausstellung "Here I Am": Die Caritas zieht Bilanz über die Arbeit in den Flüchtlingshäusern

Mehr als ein Dach über dem Kopf und ein warmes Essen: Der Einsatz für Asylsuchende trägt Früchte. Etwa die Hälfte der Flüchtlinge in den Aufnahmestrukturen der Caritas hat bereits Erfahrungen in der Südtiroler Arbeitswelt gesammelt – die einen über regelmäßige Freiwilligenarbeit, die anderen über Praktika oder über reguläre Arbeitsverträge in verschiedenen Unternehmen. Fast alle Flüchtlinge, welchen ein internationaler, humanitärer oder subsidärer Schutzstatus gewährt wurde, und die infolgedessen die Flüchtlingshäuser verlassen mussten, haben mit Hilfe der Caritas eine angemessene Unterkunft gefunden. Anlässlich der heutigen Eröffnung der Fotoausstellung „Here I Am“ zieht die Caritas Bilanz über die Arbeit mit Flüchtlingen in den 10 von ihr geführten Häusern. Neben den hauptamtlichen Mitarbeitern sind dort rund 150 Freiwillige aktiv. Einer davon ist der Bozner Fotograph Ludwig Thalheimer. Er präsentiert heute die Ausstellung „Here I Am“, die im Rahmen eines von ihm organisierten und geleiteten Foto-Workshops im Haus Aaron zustande gekommen ist. „Die Türen im Sinne der Integration aufzumachen, ist bereichernd und macht uns menschlicher“, unterstreichen die beiden Caritas-Direktoren Franz Kripp und Paolo Valente.

Die Südtiroler Caritas führt insgesamt 10 Flüchtlingshäuser, die auf das ganze Land verteilt sind. Das letzte wurde vor einem Jahr eröffnet. Derzeit leben in den Aufnahmestrukturen der Caritas insgesamt 445 Asylsuchende, 400 Männer und 45 Frauen. Auch 11 Familien mit insgesamt 18 Kindern haben dort eine Unterkunft gefunden. „Wir versuchen, die Menschen zu begleiten und zu fördern. Wir wollen ihnen das nötige Rüstzeug mitgeben, damit sie später auf eigenen Beinen stehen können und Teil unserer Gesellschaft werden“, erklärt die Leiterin des Caritas-Flüchtlingsbereiches, Alessia Fellin. Die Mitarbeiter in den verschiedenen Häusern unterstützen die Bewohner deshalb auch bei der Suche nach einer sinnvollen Beschäftigung, und das mit Erfolg: 20 Prozent der Flüchtlinge in den Caritas-Strukturen arbeiten regelmäßig auf Freiwilligenbasis, mehr als die Hälfte von ihnen im Rahmen der Abkommen zur Mitarbeit mit verschiedenen Gemeinden und Bezirksgemeinschaften. 10 Prozent der Flüchtlinge absolvieren in Zusammenarbeit mit den Landesämtern Ausbildungs-Praktika und weitere 20 Prozent arbeiten in Südtiroler Unternehmen mit, entweder mit Arbeitsverträgen oder auf Voucher-Basis. Die Arbeitsbereiche sind dabei sehr breit gefächert: von der Gastronomie und Landwirtschaft, über Gärtnereien und Handwerksbetriebe bis hin zu Putzfirmen. Einer von zwei Frauen und Männern, welche die Caritas in den Häusern betreut, kann so verschiedene Tätigkeiten erlernen, sich weiterbilden und Einblick in den Südtiroler Arbeitsmarkt gewinnen. „Freiwillige Einsätze und Praktika sind sehr hilfreich, nicht nur im Hinblick auf die Arbeitserfahrung, sondern auch für die Einbindung in das soziale Leben“, betont Alessia Fellin

Wichtige Stützen beim Erlernen der Landessprachen sowie bei der Integration in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt sind die 150 Freiwilligen, die in den verschiedenen Flüchtlingshäusern der Caritas aktiv sind: Sie halten Sprachkurse ab und geben Einblicke in die Südtiroler Kultur und Gesellschaft. Einer von ihnen ist der Bozner Fotograf Ludwig Thalheimer. Er organisiert und leitet einen Fotografie-Workshop mit 20 Bewohner des Hauses Aaron in Bozen. Sie haben mit Hilfe Thalheimers den Umgang mit der Kamera erlernt. Ausgerüstet mit geliehenen Kameras haben sie Bozen erkundet und in Bildern festgehalten. Das Ergebnis ist ein etwas anderes Bild von Südtirols Hauptstadt, gezeichnet von Menschen, die eine für sie völlig neue Welt kennenlernen. Zu sehen sind Spielplätze „die es in meiner Heimat nicht gibt“, wie Sharif erklärt, Radwege, die besser gebaut sind als die Hauptstraßen in der Städte in Rubels Heimat Bangladesch, Weihnachtsmärkte, Blumen und noch vieles andere, das Südtiroler oft als selbstverständlich betrachten. „Fotographie ist mehr als ein Abbild der Wirklichkeit, es ist eine Form der Reflexion über das, was uns umgibt, jenseits von sprachlichen und kulturellen Hindernissen“, erklärt Ludwig Thalheimer. Die Ergebnisse dieser ganz besonderen Entdeckungsreise sind vom 6. Dezember 2016 bis zum 8. Jänner 2017 unter dem Motto „Here I Am“ im Fojer des Cristallo-Theaters in Bozen zu sehen.

Sich in der Südtiroler Lebenswelt zurecht zu finden, bedeutet für die Asylsuchenden eine große Herausforderung. Schwierig wird es für sie vor allem, wenn sie nach Beendigung des Asylverfahrens die Flüchtlingshäuser verlassen müssen. Deshalb hat die Caritas seit März diesen Jahres ihren Einsatz im Rahmen der Unterkunftssuche verstärkt. Eine Mitarbeiterin unterstützt die anerkannten Flüchtlinge bei der Suche nach Wohnmöglichkeiten und ist Ansprechpartnerin für Südtirolerinnen und Südtiroler, die ein Zimmer oder eine Wohnung an Flüchtlinge vermieten wollen. 70 Frauen und Männer, deren Asylantrag positiv bewertet wurde, haben seither eine Unterkunft in Wohnungen, Wohngemeinschaften, Arbeitsunterkünften und anderen Einrichtungen gefunden. Möglich wurde das dank der engen Zusammenarbeit mit öffentlichen, privaten und vor allem auch kirchlichen Organisationen und Strukturen. Wer Wohnraum gegen einen Mietzins oder unentgeltlich, vorübergehend oder auch längerfristig für Flüchtlinge zur Verfügung stellen möchte, kann sich bei der Caritas-Mitarbeiterin Magdalena Windegger melden. „Die Erfahrungen sind bisher durchwegs positiv. Als Caritas bieten wir Begleitung, Beratung und Vermittlung in jeder Phase der Wohnungssuche an, auch bei bürokratischen Angelegenheiten“, bestätigt Windegger.

Neben der Aufnahme in den zehn Flüchtlingshäusern bietet die Caritas Flüchtlingen in Südtirol eine Reihe weiterer Beratungs- und Informationsdienste an, darunter die Flüchtlingsberatung in Bozen, die Migrantenberatungen Moca und InPut in Meran und Bruneck, sowie die Essensausgabe „Clara“ in Bozen. „Arbeit und Unterkunft sind grundlegend für die soziale Eingliederung dieser Menschen, genauso wie der Kontakt mit den Freiwilligen, die Orientierung und Hilfe anbieten. Deshalb versuchen wir, den Alltag der Frauen und Männer in den Flüchtlingshäusern mit Sinn zu füllen, egal wie das Asylverfahren ausgehen wird. Diese Menschen möchten leben, sich nützlich machen, arbeiten und wachsen. Die Türen im Sinne der Integration für diese Menschen aufzumachen, ist bereichernd und macht uns menschlicher“, so die beiden Caritas-Direktoren Franz Kripp und Paolo Valente.


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