„Für diejenigen, die in den 1990er Jahren HIV-infiziert oder an Aids erkrankt waren, bedeutete das ein sicheres Todesurteil. Damals hat es besonders viele junge Menschen betroffen. Der Dienst Iris ist 1992 entstanden, um das psychische Leid dieser Menschen zu lindern und ihnen zu helfen, mit dem nahenden Tod umzugehen. 5 Jahre später hat die Caritas die Wohngemeinschaft im Haus Emmaus gegründet, um Erkrankte dort sowohl medizinisch zu versorgen als auch menschlich“, erinnerte Caritas-Direktor Franz Kripp an die Anfänge der beiden Dienste und zitierte dabei Goethe: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.“
Seit die ersten Freiwilligen ihre Ausbildung abgeschlossen haben, hat der Dienst Iris mehr als 1.500 Menschen begleitet, mehr als 5.000 Stunden Einzeltherapie durchgeführt, Schulungen organisiert und gemeinsam mit Haus Emmaus ein Geflecht an Beziehungen aufgebaut. Im Haus Emmaus wiederum wurden in diesen 25 Jahren etwa 200 Menschen aufgenommen, darunter Männer und Frauen, die entweder das Virus in sich trugen oder schon erkrankt waren bzw. sind. Für jeden wird dort ein individuelles Projekt entwickelt, das auf die spezifischen Erfahrungen und Bedürfnisse der oder des Betroffenen eingeht.
Dabei haben die beiden Dienste von Anfang an eng mit der Abteilung für Infektionskrankheiten des Krankenhauses Bozen zusammengearbeitet, wie Dr. Elke Maria Erne, Leiterin der Abteilung, betont. Sie sagte auch, dass die Einführung der antiretroviralen Therapien zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensqualität von HIV-positiven Menschen geführt habe. „Dadurch, dass AIDS heute nicht mehr als todbringende, sondern als chronische Krankheit definiert wird, hat sich auch die Aufmerksamkeit, die dem HIV-Virus gewidmet wird, stark verändert. Das hat den nachteiligen Effekt, dass zu wenig über das Thema gesprochen wird, während die Risiken noch immer groß sind“, so die Primarin.
Darüber hinaus ist die Ansteckung mit dem HIV-Virus nach wie vor stark stigmatisierend, was nicht nur auf medizinischer Ebene, sondern auch in Form von Vorurteilen zum Ausdruck kommt. „Von der morbiden Sichtbarkeit der ersten Tage mit großer Medienresonanz sind wir zur Unsichtbarkeit übergegangen. Beides führt zu Ausgrenzung und genau dem versuchen wir mit unserer Arbeit entgegenzuwirken", erklärt Psychologe und Psychotherapeut Pierpaolo Patrizi, der den Dienst Iris leitet. Die Unterstützung durch Freiwillige sei dabei ungemein wichtig, wie auch die Freiwillige Iris Fera Franceschini mit ihren Erzählungen im Rahmen der Pressekonferenz bezeugte.
Die Notwendigkeit, über Infektionskrankheiten offen zu reden, um Fehlinformationen und Formen der Ausgrenzung entgegenzuwirken, unterstrich auch Katiuscia Cabras, die Leiterin von Haus Emmaus. „Für uns als Caritas bedeutet das, offen auf die Betroffenen zuzugehen, ihnen zuzuhören und auf ihre Bedürfnisse, die sich ständig ändern, zu reagieren. Wir begleiten die Betroffenen zwar auch heute noch in ihrem letzten Lebensabschnitt, führen sie aber auch hin zum Leben, indem wir die sozialen Aspekte für die Kranken berücksichtigen und alles tun, um positive Erfahrungen für unsere Gäste zu schaffen", sagt Cabras. Sie hofft deshalb, nach zweieinhalb Jahren Corona-Pandemie wieder mehr Aktivitäten anbieten zu können, welche die Begegnung zwischen den Gästen der Einrichtung und der Gesellschaft erleichtern. Eine solche Veranstaltung fand beispielsweise am 11. Juni mit einem Gartenfest statt, zu dem alle Interessierten eingeladen waren. Der Austausch mit den Schulen sollte wieder aufgenommen werden und für die Wallfahrer, die zu Fuß nach Maria Weißenstein aufsteigen (der Pilgerweg beginnt beim Haus Emmaus), denkt man, erneut eine kleine Verpflegungsstelle einzurichten wie in der Zeit vor Corona.
„Abschließend möchte ich allen Freiwilligen und den Mitarbeitenden der beiden Dienste danken, die in den vergangenen Jahren hart gearbeitet haben, um Vorurteile zu bekämpfen und die soziale Eingliederung von HIV-positiven oder an Aids erkrankten Menschen zu fördern. Von grundlegender Bedeutung ist auch die enge Zusammenarbeit und Vernetzung, die Iris und Emmaus nicht nur mit der Abteilung für Infektionskrankheiten des Bozner Krankenhauses, sondern auch mit den örtlichen Suchtberatungsstellen, dem Zentrum für psychische Gesundheit und dem Amt für den externen Strafvollzug (Uepe) aufgebaut haben“, unterstrich der zuständige Caritas-Bereichsleiter Danilo Tucconi die gute Netzwerkarbeit aller Akteure.