„Jeder Mensch braucht Zuwendung und Nähe, die Gewissheit, wahrgenommen zu werden, und die Möglichkeit, sich auszudrücken, eine Sprache zu finden für das, was bewegt und bedrückt. Wenn jemand krank ist und leidet, wird dieses Bedürfnis noch stärker – für die Betroffenen selbst, aber auch für die Familien“, betonte die Leiterin der Hospizbewegung, Agnes Innerhofer, beim Jubiläumstreffen im Kolpinghaus in Bozen, an dem zahlreiche Ehrenamtliche gemeinsam mit den Koordinatoren und Koordinatorinnen des Caritas-Dienstes teilgenommen haben.
Die Caritas Hospizbewegung setzt sich gemeinsam mit den engagierten freiwilligen Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleitern seit einem Vierteljahrhundert dafür ein, dass Sterbende und ihre Angehörigen die letzte Phase des Lebens als wertvoll erleben und sie gemeinsam nutzen können. „Wir begleiten sie in der Zeit des Abschiednehmens, hören zu, sind einfach für sie da. Damit bringen wir ein Stück menschliche Wärme in den Pflegealltag mit ein – ein wichtiges Element im Zusammenspiel zwischen Ärzten, Pflegern und Angehörigen“, erklärte Innerhofer. Die stetig steigende Nachfrage sei ein deutliches Zeichen dafür, dass das Angebot der Hospizbewegung gebraucht und geschätzt wird. Allein im vergangenen Jahr waren die Freiwilligen trotz pandemiebedingter Einschränkungen über 5.000 Mal für fast 13.600 Stunden im Einsatz.
„Begonnen hat alles mit 16 Frauen und Männern, die im Herbst 1997 den ersten hier im Land veranstalteten Ausbildungslehrgang für ehrenamtliche Hospizmitarbeiterinnen und -mitarbeitern abgeschlossen haben“, berichtete Innerhofer in ihrem Rückblick auf die Geschichte des Caritas-Dienstes. In den Folgejahren wurden aufgrund der steigenden Nachfrage an Begleitungen weitere Ausbildungslehrgänge organisiert und neue Koordinationsstellen eingerichtet: 2001 in Bruneck, 2002 in Meran, 2008 in Brixen und 2012 in Schlanders. Derzeit sind fast 200 ehrenamtliche Hospizbegleiter und -begleiterinnen in ganz Südtirol im Einsatz und stehen, begleitet von den Koordinatorinnen und Koordinatoren des Dienstes, schwerstkranken, sterbenden und trauernden Menschen aller drei Landessprachen bei. Das geschieht entweder in gewohnter Umgebung zu Hause, in Senioren- und Pflegeheimen, aber auch in Palliativstationen und Krankenhäusern. Seit Jänner 2018 sind Freiwillige der Hospizbewegung auch mit dem Wünschewagen auf Fahrt, einem Gemeinschaftsprojekt von Caritas und Weißem Kreuz. In dem eigens dafür ausgestatteten Krankentransportwagen begleiten sie schwerkranke Menschen und ihre Angehörigen, die noch einmal einen Lieblingsort besuchen oder entfernt wohnende Angehörige oder Freunde wiedersehen möchten, kostenlos zu ihrem Wunschziel.
Diese Begleitung ist auch in den Pandemiejahren trotz Einschränkungen und Kontaktverboten weitergegangen. Wenn persönliche Treffen und Besuche nicht möglich waren, haben die Haupt- und Ehrenamtlichen mit den Betreuten telefonisch Kontakt gehalten und Trauerbegleitungen angeboten. „Durch die Coronapandemie wurde einmal mehr deutlich, wie wichtig diese Unterstützung für die sterbenden Menschen selbst ist, aber auch für ihre An- und Zugehörigen und für Trauernde. Sie waren während der Lockdowns mehr als sonst auf sich gestellt und sind zunehmend vereinsamt“, so Innerhofer. Dabei habe die Nachfrage von Seiten der Angehörigen auch in den Vorjahren schon stetig zugenommen. „Vor 25 Jahren wurde die Hospizbewegung fast ausschließlich mit Sterbebegleitung in Verbindung gebracht. Doch wenn es um Sterben und Tod geht, ist die Einbindung der Angehörigen ebenso wichtig. Auch sie brauchen Hilfe beim Abschiednehmen und die Möglichkeit, ihren Gedanken und Gefühlen Raum zu geben, damit eine heilsame Trauerarbeit möglich wird“, betonte Innerhofer. Entsprechend habe man in der Hospizbewegung Angebote für trauernde Angehörige immer weiter ausgebaut. Neben Einzelbegleitungen bietet der Caritas-Dienst inzwischen auch begleitete Trauergruppen an, beispielsweise für Eltern, die ein Kind verabschieden mussten und für Angehörige von Suizidopfern. Auch so genannte Trauercafès werden in verschiedenen Südtiroler Ortschaften angeboten. Allein im vergangenen Jahr waren Haupt- und Ehrenamtliche der Hospizbewegung über 900 Mal für Trauernde im Einsatz – doppelt so oft wie im Vorjahr.
Dieses Engagement wurde bei der Jubiläumsfeier gewürdigt und langjährige Freiwillige wurden für ihren unermüdlichen Einsatz besonders geehrt. „Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen wirken dem ‚sozialen‘ Tod entgegen, der nicht nur die kranken Menschen selbst, sondern die ganze Familie trifft. Sie sind da, haben Zeit für die Sorgen, Wünsche und Bedürfnisse der Menschen und geben ihnen seelischen Halt. Das ist genauso wichtig, wenn auch weniger selbstverständlich, wie die medizinische und pflegerische Versorgung“, bedankte sich Caritas-Direktor Franz Kripp.
Die Feier war der Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltungen anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Caritas Hospizbewegung. Im Oktober ist anlässlich des Welttages des Kranken eine Fachtagung zum Thema „Tod“ geplant, sowie Vorträge und Diskussionsabende in verschiedenen Südtiroler Ortschaften.
Wer die kostenlosen Begleitangebote der Caritas Hospizbewegung in Anspruch nehmen möchte oder sich für eine freiwillige Mitarbeit interessiert, ist eingeladen sich unter hospiz(at)caritas.bz.it oder in den Büros des Dienstes in Bozen (Marconistraße 7, Tel. 0471 304 370), Meran (Galileo-Galilei-Straße 84, Tel. 0473 495 631), Brixen (Bahnhofstr.27a, Tel. 0472 268418), Bruneck (Paul von Sternbachstr. 6, Tel. 0474 413 978 ) oder Schlanders (Hauptstr.131, Tel. 366 58 89 441) zu melden.