„Die Armut von Kindern und Jugendlichen hat viele Gesichter. Finanzielle Not der Eltern ist häufig ein Auslöser dafür. Die Eltern sind entweder schon seit längerem arbeitslos, alleinerziehend oder besonders kinderreich. Auch familiäre Konflikte, Vernachlässigung oder Schicksalsschläge wie plötzliche Krankheit oder Todesfälle können Familien und damit Kinder und Jugendliche ins Schleudern bringen“, zählt Valente einige der Ursachen auf. „Wir als Gesellschaft tragen Verantwortung dafür, dass auch diese Kinder und Jugendlichen eine Chance auf eine gute Entwicklung haben und von uns nicht ausgeschlossen werden. Das diözesane Jahresmotto ,Auf dein Wort hin: beschenkt, berufen, gesandt‘ ist auch in diesem Sinne zu verstehen“, appelliert Valente an unseren Auftrag als Christen, für unsere Mitmenschen da zu sein, denen es nicht so gut geht wie uns.
Kinder und Jugendliche, die in Armut aufwachsen, haben weitaus geringere Entwicklungschancen als ihre Altersgenossen. „Oft hängt das mit den geringen finanziellen Mitteln zusammen, welche Eltern für ihre Kinder haben. So können sie sich beispielsweise keine Freizeitangebote wie weiterbildende Kurse oder Familienausflüge leisten, welche die besonderen Talente und das Wissen der Kinder und Jugendlichen fördern. Armut hat aber nicht nur Auswirkungen auf die Bildungschancen, sondern auch auf die Gesundheit der Kinder. Sie sind häufiger krank und leiden unter Nervosität und Schlafstörungen. Auch leiden sie unter psychischem Druck, Zukunftsängsten, Einsamkeit und permanenter Unsicherheit. Und das Schlimmste ist: Die betroffenen Kinder merken, dass sie anders sind als ihre Altersgenossen. Sie reagieren deshalb häufig mit sozialem und emotionalem Rückzug, Verhaltensauffälligkeiten oder Flucht in Sinnesbenebelung durch Suchtmittel oder anderes, um die Wirklichkeit auszublenden“, sagt Guido Osthoff, Bereichsleiter von einigen der verschiedenen Caritas-Dienste, welche sich um die materiellen und seelischen Nöte von Kindern und Jugendlichen und ihren Familien kümmern.
Nicht nur finanzielle Armut drängt Kinder und Jugendliche häufig an den Rand der Gesellschaft. Oft ist es auch eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung, welche gerade Heranwachsende als gesellschaftliche Benachteiligung zu spüren bekommen. „Eine Beschäftigung bzw. eine Arbeit können ihnen dabei helfen, Kontakte zu knüpfen und an der Gesellschaft teilzuhaben. Das gibt ihnen Selbstvertrauen und Selbstachtung“, sagt Paula Tasser. Sie führt in Meran gleich mehrere Caritas-Einrichtungen, welche an einer gesellschaftlichen Inklusion von Menschen mit Benachteiligungen arbeiten (Integra, Mosaic und Hauspflege). Diese bemühen sich u.a., für sie geeignete Arbeitsplätze zu finden und sie am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilhaben zu lassen.
Es gibt aber auch Caritas-Dienste, die mit und für Jugendliche arbeiten, wie die youngCaritas, um sie für Mitmenschlichkeit und Solidarität zu gewinnen. Gemeinschaftsfördernd sind auch die Angebote über den Dienst Ferien und Erholung in Caorle und Cesenatico: Das gestaffelte Preissystem kommt hier gerade auch Familien entgegen, die sich sonst einen Urlaub nicht leisten könnten.
Mit den vielschichtigen Problemen und Herausforderungen von Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Familien sind auch die verschiedenen Pfarrcaritas-Gruppen immer wieder konfrontiert. „Armut ist ein Teufelskreis, aus dem sich gerade Kinder und Jugendliche schwertun auszubrechen, wenn sie dabei nicht unterstützt werden“, sagt Brigitte Hofmann, die Leiterin der Caritas-Dienststelle Caritas&Gemeinschaft. Hier sei eben die Hilfe aller gefragt. Eine solche Hilfestellung beispielsweise geben verschiedene Jungschargruppen, indem sie am Caritas-Sonntag nach dem Gottesdienst selbstgebastelte Herzen gegen eine freiwillige Spende austeilen als Zeichen dafür, dass sie ein Herz für Kinder und Jugendliche haben, die es im Leben schwerer haben als sie. „Mit diesem Zeichen möchten wir aber auch alle aufrufen, in die Kinder und Jugendlichen zu investieren, ihre Teilnahme gezielt zu fördern, sie bestmöglich zu begleiten, denn sie sind unsere Zukunft – nur sie werden unsere Gesellschaft morgen besser machen“, betont Hofmann.
„Wir sollten nicht wegschauen, wenn wir all diese Not sehen, sondern helfen!“, appelliert Paolo Valente an alle Südtirolerinnen und Südtiroler. Eben dies sei der Zweck der Caritas-Hilfsaktion „Not ist näher als zu denkst“ zum und rund um den Caritas-Sonntag: Betroffene ermutigen, sich Hilfe zu suchen; die Bevölkerung für die Not ihrer Mitmenschen zu sensibilisieren und zur Hilfestellung aufzurufen, entweder durch Freiwilligenarbeit und/oder durch die finanzielle Unterstützung der verschiedenen Caritas-Dienste mittels einer Spende, welche heuer für Kinder und Jugendliche in Not eingesetzt wird. Letzteres kann über die Kirchensammlung am Caritas-Sonntag während des Gottesdienstes geschehen oder über eine Banküberweisung unter dem Kennwort „Caritas“. „Wir sagen Ihnen dafür schon im Voraus Danke!“, schließt Caritas-Direktor Paolo Valente.
Die Spendenkonten der Caritas:
Raiffeisen Landesbank, IBAN: IT42 F0349311600000300200018;
Südtiroler Sparkasse, IBAN: IT17 X0604511601000000110801;
Südtiroler Volksbank, IBAN: IT12 R0585611601050571000032
Intesa Sanpaolo, IBAN: IT18 B0306911619000006000065 Bozen, 15.11.2018