Zum Hauptinhalt springen

Schule der Freiheit: Gefängnis und Schule tauschen sich aus

Start frei für das Projekt „Schule der Freiheit“, das heuer zum sechsten Mal in verschiedenen Südtiroler Schulen durchgeführt wird, um den Themenkreis rund um Gefängnis und Strafe zu vertiefen. Die Jugendlichen befassen sich dabei mit der schmale Grenze zwischen kleinen Übertretungen und Illegalität, risikoreichen Verhaltensmustern und der eigenen Gewaltbereitschaft. 500 Schülerinnen und Schüler aus sieben deutschen und italienischen Schulen in Bozen, Meran, Brixen und St. Ulrich nehmen daran teil. „Wir wollen die Jugendlichen zum Nachdenken anregen und klar machen, dass Häftlinge Menschen sind, die nicht auf ihre Straftaten reduziert werden sollten. Wenn diese Menschen Begleitung bei der Integration bekommen, bringt das schlussendlich auch mehr Sicherheit für die ganze Gesellschaft“, erklärt Alessandro Pedrotti, der Leiter des Caritas-Dienstes Odòs, welcher das gesamtstaatliche Projekt in Südtirol durchführt.

Von Mitte November bis Februar treffen zwei sehr verschiedene Welten aufeinander, nämlich die Schule und das Gefängnis. Dies geschieht im Rahmen des Projektes „Schule der Freiheit“, das von der Gesamtstaatlichen Konferenz der Freiwilligen in der Justiz (Conferenza Nazionale Volontariato Giustizia) in ganz Italien durchgeführt wird. Projektpartner in Südtirol ist der Caritas-Dienst Odòs, der Häftlinge und Haftentlassene begleitet und sie bei der Wiedereingliederung in Gesellschaft und Arbeitswelt unterstützt. Gemeinsam mit Freiwilligen sind die Mitarbeiter von Odòs in den nächsten Monaten in verschiedenen Schulen zu Gast, um mit den Jugendlichen über Übertretungen und Strafvollzug zu sprechen. Ziel ist es, gemeinsam mit ihnen das gängige Schema von „gut“ und „böse“ zu hinterfragen und über ein Modell des Strafvollzuges nachzudenken, in dem nicht die Vergeltung im Vordergrund steht, sondern in dem die Wiedereingliederung durch konstruktive Strafen gefördert wird.

„Dieses Jahr befassen wir uns besonders mit der Eigenverantwortung“, erklärt Alessandro Pedrotti, der Leiter von Odòs. „Das ist für Menschen, die eine Straftat begonnen haben, besonders wichtig. Sie müssen während ihrer Strafe die Möglichkeit bekommen, zu erkennen, welches Leid sie durch ihre Taten ausgelöst haben. Nur dann können sie die Verantwortung dafür ganz bewusst übernehmen. Aber genau dafür braucht es eine angemessene, menschliche Umgebung und Begleitung. Eine Strafe, die Sinn machen soll, kann auf geschehenes Leid nicht mit weiterem Leid reagieren“, betont Pedrotti.


Teilen Sie diesen Beitrag mit Ihren Freunden