Anlässlich des Weltaidstages am 1. Dezember plädieren die beiden Caritas-Direktoren Franz Kripp und Paolo Valente, Menschen mit HIV und Aids zu unterstützen und ihnen in ihrem von Vorurteilen und Isolation geprägten Alltag beizustehen. Sie unterstreichen, dass Vorsorge, Behandlungen und vor allem auch Präventionsmaßnahmen nur wenig bewirken, wenn Vorurteile und Stigmatisierung vorherrschen. „Wo Vorurteile und Ängste abgebaut werden, sind die Menschen besser informiert und nehmen sowohl medizinische als auch soziale Hilfestellungen schneller in Anspruch und die Gefahr, dass Betroffene in die Isolation abdriften, nimmt ab. Wo die Krankheit hingegen tabuisiert wird, kann sie viel leichter zuschlagen“, so Kripp und Valente.
Laut aktuellen Schätzungen wissen 15 Prozent der HIV-Infizierten in Italien nicht, dass sie das Immunschwäche-Virus in sich tragen. Einer von zwei Menschen mit HIV hat sich erst sehr spät testen lassen, sobald die Infektion schon fortgeschritten war. 4 Millionen Frauen und Männer in Italien stecken sich jedes Jahr mit dem HIV-Virus an, in Südtirol werden jedes Jahr etwa 20 Neuinfektionen registriert. Die Tatsache, dass diese Zahlen seit Jahren gleich bleiben, zeigt, dass HIV sich weiter ausbreitet, anstatt zurückzugehen.
Aufgrund des medizinischen Fortschritts und neuer Therapien ist die Sterberate bei Menschen mit HIV und Aids stark gesunken. Die Lebensqualität der Betroffenen hat sich in medizinischer Sicht erheblich verbessert, doch die Vorurteile sind gleich geblieben. Der Psychotherapeut Pierpaolo Patrizi, der die Freiwilligengruppe des Caritas-Dienstes Iris leitet und seit 30 Jahren Menschen mit HIV betreut, gibt zu bedenken, dass hinter allen Zahlen und Statistiken Menschen stehen, jeder mit einem Gesicht und einer Geschichte. „Die Dunkelheit in den Herzen dieser Menschen ist schlimmer als die Krankheit selbst. Wir müssen die Männer und Frauen hinter diesen Zahlen erkennen, die sich aus Angst vor Ausgrenzung oft verstecken. Nur so können wir Vorurteile abbauen und unsere Welt menschlicher machen“, betont Patrizi.
Die Caritas arbeitet in zwei Fachdiensten genau in dieser Richtung: Im Haus Emmaus in Leifers bekommen Menschen mit HIV und Aids eine Unterkunft, Betreuung, Begleitung und wenn nötig auch professionelle Pflege, während die Freiwilligengruppe des Dienstes Iris Betroffene im Alltag begleitet und ihnen Zuversicht und menschliche Wärme gibt. „Die zahlreichen öffentlichen und privaten Strukturen, die rund um Aids und HIV aktiv sind, sind wichtige Vorposten im Kampf gegen die Krankheit. Doch alle Bemühungen und Behandlungen können besser greifen, wenn Vorurteile abgebaut werden. Wer sich testen lässt und von der Infektion erfährt, neigt dazu, sich abzukapseln und zu isolieren. Deshalb ist es besonders wichtig, dass diese Menschen nicht allein gelassen werden. Unsere Mitarbeiter und Freiwilligen leisten in diesem Zusammenhang einen wertvollen Beitrag. Sie sind eine wichtige Ergänzung zu den professionellen Fachdiensten, denn sie sind es, die Beziehungen wachsen lassen und den Betroffenen dadurch neuen Mut und die Kraft geben, sich der Krankheit zu stellen“, bedanken sich die beiden Caritas-Direktoren.