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„Jeder braucht ein Zuhause“

Caritas stellt die Wohnungsnot in den Mittelpunkt ihrer Kampagne „Not ist näher als du denkst“ rund um den Caritas-Sonntag (16. November)

 

Immer mehr Menschen in Südtirol haben kein Zuhause oder leben in unsicheren Wohnverhältnissen. Darauf weist die Caritas heuer zu Beginn ihrer Kampagne „Not ist näher als du denkst“ hin, die rund um den Caritas-Sonntag (16. November, auch „Welttag der Armen“) stattfindet. Ziel ist es, auf die zunehmende Wohnungsnot aufmerksam zu machen und die Geschichten jener sichtbar zu machen, die davon betroffen sind und die Bevölkerung um Solidarität und Spenden zu bitten. Um zu zeigen, wie die Hilfe ankommt, findet in den Obdach- und Wohnungseinrichtungen der Caritas am Freitag, den 14. November, ein Tag der offenen Tür statt.

 

„Wohnungsnot betrifft längst nicht mehr nur Menschen, die auf der Straße leben“, sagt Caritas-Direktorin Beatrix Mairhofer. „Auch Alleinerziehende, Berufstätige mit niedrigem Einkommen, ältere und alleinlebende Menschen oder junge Erwachsene ohne familiären Rückhalt finden oft keine leistbare Wohnung oder tun sich schwer, ihre aktuelle Wohnung zu halten. Die Gründe für die Wohnungsnot sind vielfältig: steigende Mieten und Wohnspesen, knapper Wohnraum, auch aufgrund gewollter Leerstände oder zunehmend touristischer Nutzung, fehlende soziale Netze sowie Vorbehalte und Ängste von Seiten der Vermietenden.“

Hohe Mieten, geringes Einkommen: Diese Rechnung geht nicht auf

In Bozen sind die Mietpreise besonders hoch: bis zu 15,55 Euro pro Quadratmeter, das bedeutet bei 70 Quadratmetern über 1.000 Euro Miete im Monat. „Das durchschnittliche Einkommen derer, die bei uns Hilfe suchen, liegt bei etwa 1.500 Euro pro Person bzw. 1.680 Euro pro Haushalt“, sagt Petra Priller, die Leiterin der Caritas Schuldenberatung. „Bei durchschnittlichen Mieten von über 700 Euro wird das Ziel, maximal 30 Prozent des Einkommens für Miete auszugeben, deutlich überschritten.“

„Inzwischen ist es fast jeder dritte Klient bzw. jede dritte Klientin von uns (bis Ende September waren es 173 von insgesamt 560 begleiteten Personen), die wegen Mietschulden oder Wohnkosten unsere Schuldenberatung aufsucht“, so Priller weiter. Die durchschnittliche Schuldenhöhe im Bereich Wohnen liege bei diesen bei rund 4.875 Euro pro Person und die Mietforderungen würden zusammengezählt allein jetzt schon (Stand Ende September) über 843.000 Euro betragen – davon 415.000 Euro bei privaten Vermietern und 390.000 Euro beim Wohnbauinstitut. „Durch gezielte Verhandlungen mit den Gläubigern und, wo notwendig, finanzieller Unterstützung, konnten wir in 43 Fällen eine Delogierung verhindern“, sagt Priller. „Insgesamt hat die Caritas heuer bereits über 66.000 Euro für Mietrückstände, Wohnnebenkosten sowie Strom- und Gasrechnungen bezahlt.“

Die Not hinter den Zahlen: Immer mehr Frauen betroffen

Doch die Caritas steht den Menschen in Wohnungsnot nicht nur beratend und finanziell bei. Voriges Jahr fanden in ihren Einrichtungen über 1.000 Menschen ein Dach über dem Kopf. „Darunter waren mehr als 800 Wohnungslose, über 190 Asylsuchende, 30 ehemalige Häftlinge und 21 HIV-positive Menschen“, sagt Danilo Tucconi, Leiter des Bereiches „Wohnungs- und Obdachlosigkeit“. „Besonders auffällig ist der Anstieg bei den beherbergten Frauen: Viele von ihnen sind Alleinerziehende, die ohne passende Kinderbetreuung keine Chance auf eine angemessene Arbeit haben und sich damit keine Wohnung leisten können. Ein Zuhause ist aber viel mehr als vier Wände. Es ist der erste Schritt zurück ins Leben.“ Deshalb biete die Caritas nicht nur Unterkünfte, sondern auch individuelle Begleitung, psychosoziale Beratung und Perspektiven für einen würdevollen Neuanfang.

Gemeinsam mit der Diözese sei man auch dabei, in Meran im ehemaligen Kloster der Barmherzigen Schwestern ein „Haus der Hoffnung“ zu bauen mit 19 Kleinwohnungen, die eben Wohnungs- und Obdachlosen zur Verfügung gestellt werden sollen.

Unterstützung durch Freiwillige und Spendende

In den Einrichtungen und verschiedenen Diensten der Caritas sowie in den Pfarreien helfen überall Freiwillige mit. „Die Freiwilligen in den Pfarrcaritas-Gruppen im ganzen Land und in den verschiedenen Caritas-Diensten sehen die Not, auch wenn sie versteckt ist, und helfen oft ganz unbürokratisch, sind da, wenn Menschen Hilfe brauchen: durch Kleiderkammern, Lebensmittelausgaben, Sprachvermittlung, Sensibilisierung, aber auch bei Problemen mit dem Wohnen“, sagt Brigitte Hofmann, die Leiterin des Caritas-Dienstes Pfarrcaritas und Freiwilligenarbeit.

„Wir sehen täglich, wie schnell Menschen in die Wohnungslosigkeit abrutschen und wie viel eine helfende Hand bewirken kann“, betont Caritas-Direktorin Beatrix Mairhofer. „Ich danke deshalb allen, die in den Diensten und in den Pfarreien mithelfen, und auch jenen, welche die Arbeit der Caritas mit einer Spende unterstützen. Ohne diese große Solidarität auf allen Ebenen könnten wir viele Dienste, die wir Betroffenen anbieten, nicht bewerkstelligen“, betont Mairhofer. „Dank dieser breiten Unterstützung können wir Türen öffnen, die sonst verschlossen bleiben.“

Wer die Caritas im Rahmen der Kampagne „Not ist näher als du denkst“ mit einer Spende unterstützen möchte, kann dies entweder bei der Kirchensammlung am Caritas-Sonntag oder über eine Banküberweisung mit dem Kennwort „Caritas“ auf eines der folgenden Spendenkonten tun:

 

Raiffeisen Landesbank, IBAN: IT42 F0349311600000300200018;

Südtiroler Sparkasse, IBAN: IT17 X0604511601000000110801;

Südtiroler Volksbank, IBAN: IT12 R0585611601050571000032.

Intesa Sanpaolo, IBAN: IT18 B0306911619000006000065

 

Zahlen zur Wohnungsnot in Südtirol:

- Seit 1971 hat sich die Zahl der Haushalte mehr als verdoppelt (von 111.176 auf 236.529). Gleichzeitig ist die Bevölkerung im gleichen Zeitraum um lediglich 27 Prozent gestiegen von 425.009 auf gut 539.000 Personen 

 - Eine durchschnittliche Miete beträgt in Bozen zwischen 12,16 und 15,55 Euro pro Quadratmeter, das bedeutet bei 70 Quadratmetern über 1.000 Euro Miete im Monat

- Im Jahr sind in Südtirol durchschnittlich mehr als 300 Haushalte von Zwangsräumung bedroht

- Die Caritas beherbergt im Jahr über 1.000 Personen; heuer hat sie schon 66.000 Euro für Mietrückstände, Wohnnebenkosten, Strom- und Gasrechnungen ausbezahlt

- Die durchschnittliche Schuldenhöhe im Bereich Wohnen beträgt bei den Klienten/Klientinnen der Caritas Schuldenberatung 4.875 Euro pro Person

- Allein heuer schon (Daten bis September) belaufen sich die Mietrückstände bei den Personen insgesamt, welche die Caritas Schuldenberatung in Sachen Wohnen begleitet, bei insgesamt 843.000 Euro

 

Tag der offenen Tür in den Obdachlosen- und Wohneinrichtungen der Caritas am 14. November:

Im Rahmen der Kampagne „Not ist näher als du denkst“, die dem Thema Armut und insbesondere den Herausforderungen rund ums Wohnen gewidmet ist, öffnen die Einrichtungen der Caritas im Bereich Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit am Freitag, den 14. November, ihre Türen. Ziel ist es, interessierten Bürgerinnen und Bürgern, Schulklassen, Partnerorganisationen und Institutionen Einblicke in die Arbeit der Dienste zu geben und die vielfältigen Unterstützungsangebote sichtbar zu machen.

Mit einem abwechslungsreichen Programm laden folgende Einrichtungen zum Besuch ein:

  • Haus Margaret – Wohnprojekt für wohnungslose Frauen
    Adresse: Kapuzinergasse 24, Bozen
    Von 17.30 bis 19.30 Uhr kann die Einrichtung besichtigt werden. Die Besucherinnen und Besucher haben die Möglichkeit, bei einem alkoholfreien Aperitif mit internationalen Köstlichkeiten (auch vegetarisch) mit den Mitarbeiterinnen und Bewohnerinnen ins Gespräch zu kommen.
  • Haus Emmaus – Betreutes Wohnhaus für Menschen mit HIV/AIDS
    Adresse: Weißensteinerstraße 100, Leifers
    Von 9 bis 11 Uhr gibt es für alle Interessierten ein gemeinsames Frühstück. Anschließend findet es von 11 bis 12.30 Uhr eine Yoga-Einheit mit Klangschalen statt. Um 12.30 Uhr folgt ein Mittagsbuffet. Von 14.30 bis 17.30 Uhr ist Karaoke angesagt. Den Abschluss bildet von 17 bis 18 Uhr ein Worldcafé zum Thema HIV/AIDS.
  • Odós – Begleitdienst für ehemalige Häftlinge
    Adresse: Venedigerstraße 61/A, Bozen
    Von 9 bis 12 Uhr erhalten Besucherinnen und Besucher Einblick in die Arbeit mit Menschen nach der Haft und erfahren, wie soziale Wiedereingliederung gelingen kann – mit all ihren Herausforderungen und Chancen.
  • Haus Freinademetz – Wohnprojekt für Personen/Familien in Wohnungsnot
    Adresse: Ujöp-Freinademetz-Straße 11, Bozen/Haslach
    Von 9 bis 12 Uhr können Interessierte die Einrichtung besichtigen, mit Mitarbeitenden ins Gespräch kommen und bei einer Tasse Kaffee oder Tee mehr über die Begleitung der Bewohner erfahren.
  • Arché – Obdachlosenhaus für Männer und Frauen in Wohnungsnot
    Adresse: IV. Novemberstraße 14-16, Meran
    Auch hier ist die Einrichtung von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Bei einem Kaffee oder Tee können Besucherinnen und Besucher mehr über die Arbeitsweise und Unterstützungsangebote erfahren.
  • Haus Jona – Wohnprojekt für Menschen in akuter Wohnungsnot
    Adresse: Bierkellerweg 1, Bruneck
    Von 9 bis 12 Uhr steht die Auseinandersetzung mit dem Thema Wohnungsnot im Mittelpunkt. Die Mitarbeitenden geben Einblick in ihre Arbeit und zeigen auf, welche Maßnahmen gesetzt werden. Zudem wird eine Fotoausstellung zum Thema „Wohnen“ gezeigt mit Bildern, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern selbst gestaltet wurden.
  • Haus St. Georg – Wohnprojekt für geflüchtete Personen und Familien aus der Ukraine
    Adresse: Sarnfeldstraße 2, Sarns, Brixen
    Von 15 bis 19 Uhr werden typische ukrainische Spezialitäten zum Verkosten angeboten. Außerdem gibt es kreative Mitmach-Workshops für Erwachsene und Kinder sowie die Möglichkeit, die Fotoausstellung „Blicke, Erinnerungen und Hoffnungen“ zu besuchen.

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